Beschäftigung gegen Demenz. Warum ist das ein Thema für mich? Ich bin zwar Journalistin, aber dieses Thema lag mir fern. Das hat sich radikal geändert. Durch die Erkrankung meines Vaters. Das Thema hat viele Fragen in mir aufgeworfen. Und den Versuch einer Antwort. Ich habe ein neues Business gegründet. Es beschäftigt sich genau damit – Aktivierung bei Demenz. Ich erzähle am besten mal kurz, wie ich dazu kam, eine Website namens Hapti ins Leben zu rufen.
Hammer-Diagnose: Demenz, Alzheimer
Wir hatten es schon länger geahnt. Papas lustige Geschichten wurden weniger, dafür häuften sich die Wiederholungen. Er wurde vergesslich. Aber dann eben doch etwas mehr als normal. So richtig fand er sich nicht mehr zurecht im Leben. Aber das kaschierte und versteckte er hervorragend. Er ließ andere vorgehen: „Geh schon mal vor. Ich komme nach“. Zuckte lieber mit den Schultern, signalisierte einen Hauch Gleichgültigkeit. Lieber so, als zugeben müssen, dass er einfach keine Antwort wusste. Die Antwort gab dann ein Arzt. Demenz. Alzheimer. Wie rund 1,2 Millionen andere Deutsche. Klar, ein Schock. Aber er ist immer noch da, immer noch Papa. Alleine orientieren kann er sich allerdings nicht mehr. Er braucht Hilfe, Pflege. Und das professionell. 24 Stunden am Tag.
Keine Heilung
Heilung gibt es nicht für Alzheimer-Patienten. Es handelt sich um eine degenerative Erkrankung. Es geht abwärts. Mal schneller, mal langsamer. Die Gewohnheiten von Papa haben sich fundamental geändert. Die geliebte Zeitung – bleibt seit langem unbeachtet. Kein Interesse. Kein Verständnis. Sport im TV? Fußball? Der Lieblingsverein? Früher saß er gerne vor dem Schirm. Heute – keine 20 Sekunden. Die Bildwechsel sind zu schnell, das Gesagte versteht er nicht mehr. Er kennt noch seinen Verein. Wenn man Fußball anspricht lächelt er. Aber ein ganzes Spiel verfolgen? Keine Chance.
Wir haben Glück. Papa ist nicht aggressiv geworden, wie so viele andere Demenzpatienten. Ganz im Gegenteil. Die Krankheit bringt seine sanfte Seite zum Vorschein. Die gütige und mitfühlende. Allerdings ist er auch antriebslos geworden. Er hat kaum noch Interesse an der Außenwelt. Dabei ist Aktivierung und Beschäftigung bei Alzheimer sehr wichtig. Denn so, sagten mir die Ärzte, kann man die verbliebenen Fähigkeiten noch ein wenig länger erhalten.
Hapti für kuschelweiche Beschäftigung
Dann kam Papas Geburtstag. 81 Jahre, ein stolzes Alter. Was soll man schenken? Was braucht ein Demenzpatient außer Zuneigung der Familie? Beschäftigung. Klar. Ich hatte schon einige Spiele mit ihm gespielt. Er liebt plötzlich Bälle, Kegel, aber auch ein simples Memoryspiel oder ein einfaches Puzzle. Aber viel mehr gab es gar nicht auf dem Markt. Irgendwann kam ich drauf: Kalte Hände. Unruhe, Rastlosigkeit. Und keine Beschäftigung. Dem wollte ich mit einem kuscheligen Produkt begegnen. Hapti. Die superweiche Röhre gegen kalte Hände. Mit kleinen Applikationen zum Spielen und Entdecken.
Den Prototyp drückte ich stolz Papa in die Hände. Er schaute verständnislos. Drehte den Muff in den Händen. Sagte: „Schön.“ Und legt es sorgfältig beiseite. Zuerst war ich enttäuscht. Aber dann probierte ich den Hapti im Pflegeheim mit anderen Bewohnern aus. Gerade bei fortgeschrittener Demenz ist Hapti ein Knaller. Es wird gefummelt und gekuschelt. Hapti scheint Spaß zu machen. Und mittlerweile nimmt auch Papa seinen Hapti Nummer 1 ganz gerne auf den Schoß. Einfach nur zum Wärmen, als Kissen – und manchmal eben doch, um mit den Händen auf Entdeckungsreise zu gehen…
Mittlerweile verkaufe ich diese Produkte tatsächlich als Beschäftigung für Demenzkranke auf hapti.de.
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